Ausstellung 04.03. bis 21.05.2017 - Weserburg - Museum für Moderne Kunst
24.Videokunst Förderpreis Die Ausstellung der Preisträger in der Weserburg
Ausstellung in der Weserburg. Künstlergespräch am 20.05.17 um 18:30h. Rahmenprogramm Film am 21.05.17 um 12h in der Schauburg.
Nun schon zum 24. Mal vergibt das Filmbüro Bremen den Videokunst Förderpreis, mit dem Konzepte ausgezeichnet werden, die mit Hilfe des Preisgeldes verwirklicht und dann präsentiert werden.
Kuratorenführung am 11.Mai 2017 um 18 Uhr.
Donnerstag, 11. Mai 2017 um 18 Uhr
Prämierte Videokunst - In dog years I'm dead
Kuratorenführung mit Ingo Clauß
3 Euro zzgl. Eintritt
Künstlergespräch am 20.Mai 2017 um 18.30 Uhr
im Rahmen der Nacht der Museen gibt es ein Künstlergespräch mit den Bremer Preisträgern des 24.VKP Hassan Sheidaei und Farzia Fallah.
Filmvorführung am 21.Mai 2017 um 12 Uhr in der Schauburg Bremen
"Heimat in sechs Richtungen"
In der Reihe "Heimspiel Bremen" zeigt das Filmbüro in Kooperation mit der Schauburg den Dokumentarfilm von Tobias Klich über iranische Komponisten, u.a. Farzia Fallah.
Vernissage am 3. März 2017
Die Ausstellung der Preisträger findet in der Weserburg - Museum für Moderne Kunst vom 04.03.2017 bis 21.05.2017 statt.
Eröffnung am 3.März 2017 um 19 Uhr.
Die Preisträger_innen des 24. Videokunst Förderpreises
Pressemittelung 24.VKP als pdf
Die dreiköpfige unabhängige Fachjury bestand diesmal aus Frieder Nake (Informatiker & Künstler; Bremen), Ulrike Pfeiffer (Filmemacherin & Fotografin; Hamburg) und Ivo Wessel (Informatiker & Videokunst-Sammler; Berlin).
Um die Förderwürdigkeit der Vorhaben zu beurteilen, hat die Jury die Einreichungen auf ihre künstlerische Qualität, die gesellschaftliche Bedeutung der Thematik und ihre praktisch-technische Realisierbarkeit hin untersucht.
Unter einer erfreulich großen Anzahl preiswürdiger Einreichungen entschieden sich die JurorInnen nach ausführlicher, auf hohem Niveau geführter kollegialer Diskussion für die beiden oben genannten Projekte bei gleichzeitigem Bedauern, andere qualitätsvolle Vorhaben notwendigerweise zurückstellen zu müssen. Bewusst haben sie sich dafür entschieden, außergewöhnliche, mutige und junge Projekte zu bevorzugen, deren Richtung noch nicht ganz abzusehen ist.
Nach ausführlicher zweitägiger Bewertung und Diskussion der vorgeschlagenen 130 eingereichten Projekte hat sie einstimmig entschieden, die beiden Preise folgendermaßen zu vergeben:
Der erste Preis (dotiert mit 5.000 Euro) geht an den Franko-Kanadier Kenji Ouellet aus Berlin für sein Projekt „In Dog Years, I'm Dead“ (Arbeitstitel).
Jurybegründung
„Kenji Ouellet nimmt sich für sein geplantes Video-Werk die gar nicht nur feine Welt des Balletts vor. Höchster Leistungsdruck, große Anforderungen an die Erscheinung der Körper der Tanzenden, Unterwerfung unter hierarchische Strukturen sind Komponenten dieser Welt begeisternder Werke, an die wir gewöhnlich nicht denken, wenn wir Ballett- oder Tanz-Aufführungen sehen. Er folgt der Spur einer jungen Tänzerin in den Übungssaal. Sie drückt dabei ihre Gedanken in Form berühmter Aussagen von Tanzexperten und Philosophen aus. Dadurch entsteht eine hohe Spannung zwischen an die Grenzen gehender körperlicher Anstrengung und Höhenflügen des Geistes, die die Gedanken der Zuschauenden auf überraschende Weise anregen können. Was uns geistig bewegt, verlangt nach eventuell schmerzhafter körperlicher Übung. Die artistische Disziplin wird getragen von Torturen, die wir uns gewöhnlich nicht vorstellen können. Ein Sujet gemacht für ein bemerkenswertes künstlerisches Werk. Körperliche Bewegung, geistiger Höhenflug und Brucknersche Musik treffen sich im Video-Werk.“
"My body is like breakfast, lunch, and dinner. I don't think about it, I just have it." – der Frankokanadier Kenji Ouellet widmet sich in seiner neue Videoarbeit der Welt des Balletts. Mit "In dog Years I'm dead" (2017) begleitet er junge Tänzerinen, die ihre schweißtreibenden Proben eindrücklich kommentieren. Ihre Gedanken sind bekannten Persönlichkeiten entliehen – von Kim Kardashian und Sasha Grey über Jean Cocteau, Samuel Beckett bis hin zu internationalen Choreografen wie Martha Graham und George Balanchine. Die denkwürdigen, bisweilen philosophisch tiefgründigen Einlassungen, durchsetzt von humorvollen Statements und auch banal anmutenden Weisheiten, entwerfen ein ebenso faszinierendes wie widersprüchliches Porträt. Selbstdisziplin, künstlerische Hochleistung, unerbittlicher Leistungsdruck und alltägliche Qualen. Zwischen Ideal und Wirklichkeit, Kunst und Tanz geht es um etwas Wesentliches: um Identität, Körper und Leidenschaft.
Kurator Ingo Clauss
Der zweite Preis (dotiert mit 1.500 Euro) geht an Hassan Sheidaei und Farzia Fallah (aus dem Iran stammend und in Bremen lebend) für ihr Projekt „Das Vergessen“.
Jurybegründung
„Hassan Sheidaei und Farzia Fallah greifen das verstörende Ersticken einer Gruppe von Flüchtlingen im LKW auf österreichischen Straßen auf, das uns vor nicht langer Zeit erschrecken ließ. Kurz darauf jedoch war das unmenschliche Geschehen schon wieder vergessen. Die beiden Künstler fragen sich, was es mit unserer Wahrnehmung auf sich haben muss, wenn wir solches beobachten müssen. Wer solch ein Geschehen miterlebt, wird es kaum vergessen können. Die anderen aber gehen oft rasch zur Tagesordnung über. Künstlerisch werden das Sehen und Hören gleichermaßen in ihren beiden Ebenen polyphonisch in Spannung versetzt. Feine Geräusche des Ein- und Ausatmens als Erinnerung an das Ersticken versiegen langsam und lassen uns in tiefem Nachdenken zurück. Vielleicht nachdenklicher als bei den TV-Nachrichten. Das Werk besitzt eine politische Dimension, ohne diese direkt anzusprechen.“
Hassan Sheidaei und Farzia Fallah, beide in Teheran geboren, leben und arbeiten seit vielen Jahren in Bremen, wo sie zusammen, aber auch unabhängig voneinander Arbeiten und Projekte entwickeln. Mit „Das Vergessen“ (2017) schaffen sie einen besonders eindrücklichen Erfahrungsraum. Die bewusst reduzierten Videobilder, die nur wenig andeuten, sich mitunter im Dunkeln verlieren, treffen auf eine von Farzia Fallah speziell komponierte, polyfone Klangebene. Ausgangspunkt für die Arbeit war eine Meldung in den Nachrichten. Mehrere Männer, Frauen und Kinder wurden in einem LKW am Rande einer Autobahn aufgefunden – zurückgelassen von ihren Schleppern auf unmenschliche Weise erstickt. Das Schicksal der Flüchtlinge wird von den Künstlern nicht in konkreten Bildern gefasst. Das Geschehen wird auch nicht kommentiert oder zu einem künstlerischen Appell verkürzt. „Das Vergessen“ ermöglicht stattdessen durch das spannungsreiche Zusammenwirken von Musik- und Bildebene eine intensivierte Wahrnehmung, in dem menschliches Leid, Tragödien und kulturelle Konflikte, Erinnern und Vergessen gleichermaßen aufscheinen.
Kurator Ingo Clauss
Der Videokunst Förderpreis ist ein fester, über Jahre gewachsener Bestandteil der Bremer Kulturlandschaft. Seit 1992 setzt der Preis, vergeben vom Filmbüro Bremen, konsequent auf junge, avancierte Positionen, die abseits des Mainstreams spannende Projekte im Bereich der Videokunst verfolgen und das in ihrer ganzen Vielfalt – von linear erzählten, audio-visuellen Arbeiten bis hin zu raum-greifenden Installationen. Das Besondere: prämiert werden keine bereits existierenden Arbeiten, sondern vielversprechende Konzepte, die mit Hilfe des Preisgeldes realisiert werden und in Bremen ihre Premiere feiern. Die Weserburg präsentiert in diesem Jahr die Preisträger Kenji Ouellet und das Künstlerpaar Hassan Sheidaei/Farzia Fallah. Neben den beiden neuen, erstmals öffentlich zu sehenden Videoprojektionen erweitern die Künstler die Ausstellung um mehrere Arbeiten aus unterschiedlichen Phasen ihres Schaffens. In diesem Kontext wird die visuelle Kraft und erzählerische Qualität der beiden sehr unterschiedlichen Positionen in ihrer Breite augenfällig.
Kontakt // Contact
24th Bremen Award for Video Art
Filmbuero Bremen e.V., Hinter der Holzpforte 1, D - 28195 Bremen
(Email-Adresse).
Mit Unterstützung von // Supported by: Senator für Kultur Bremen, Bremische Landesmedienanstalt. In Kooperation mit // In cooperation with: Künstlerinnenverband Bremen: GEDOK