29.11.2014 bis 25.01.2015: Städtische Galerie
22.Videokunst Förderpreis
Die Siegerarbeiten "Noch ein Sportstück" und "Reise nach Kiew" der Preisträger des 22. Videokunst Förderpreises Stefan Panhans und Julian Öffler wurden vom 29. November 2014 bis zum 25. Januar 2015 in der Städtischen Galerie gezeigt.
Insgesamt sind 205 Einreichungen eingegangen, davon 6 ungültige. 16 Einreichungen kamen aus Bremen und dem direkten Umland, zwei aus Riga und jeweils eine aus Gdansk aus Izmir.
Die Fachjury tagte im März 2014. Die Entscheidung trafen Sophia Pompéry (Künstlerin, Berlin), Marcel Schwierin (Kurator für Experimentalfilm und Videokunst, Berlin) und Ingo Clauß (Kurator, Weserburg, Bremen).
Hauptpreis:
„Noch ein Sportstück (für E.E.)“ von Stefan Panhans
Der erste Preis geht an den Hamburger Künstler Stefan Panhans. In seinem Projekt mit dem Arbeitstitel "Noch ein Sportstück (für E.E.)" wird einem menschenleeren Fitnessstudio eine computergesteuerte Event Light Show geschenkt. Die Fitnessgeräte und ihre Geräusche sind dabei die Hauptdarsteller, sie ersetzen in dem automatisierten Spektakel die abwesenden Menschen und werden von einer Drohnenkamera aus der Überwachungs- und Militärtechnologie gefilmt. Die fertige Arbeit wird als einkanalige Videoinstallation präsentiert.
Die grelle Pop-Ästhetik, die sich zunächst spielerisch präsentiert, spiegelt die zeitgenössische Freizeit- und Konsumwelt, in der der Mensch auch dann noch dem Leistungs- und Effizienzgedanken unterworfen wird, wenn er eigentlich freie Zeit zur Verfügung haben sollte. Gleichzeitig verwandelt sie einen Kunstraum zu einem Platzhalter für die gegenwärtige Eventkultur zwanghafter Performanz.
Zweiter Preis:
"Reise nach Kiew“ von Julian Öffler
Der zweite Preis geht an den Bremer Künstler Julian Öffler. Sein Projektvorhaben, eine "Reise nach Kiew", führt ihn an einen aktuellen politischen Brennpunkt im Osten Europas. Ziel ist das ukrainische Nationalmuseum, unweit vom Maidan gelegen, wo der öffentliche Protest gegen das Regime mit überraschender Brutalität ausgetragen wird. Begleitet wird Öffler von einer Kulturwissenschaftlerin, die den Künstler auf der gemeinsamen Reise interviewt, der sich aber einem offenen Gespräch letztlich verweigert und seine künstlerische Motivation nicht erklärt. Das vorgelegte Konzept lebt von einer Reise ins Ungewisse vor dem Hintergrund einer bedrückenden Schauerkulisse. Das Museum formt dazu das ästhetische Gegenbild.
Auf überzeugende und unprätentiöse Weise untersucht Öffler die Frage, inwieweit politische Kunst immer auch affirmative Züge trägt. Kritisch und mit einer erfrischenden Ehrlichkeit prüft er die Bedingungen Kunst heute zu produzieren. Mit jeder Arbeit geht er ein persönliches Wagnis ein. Diese Ehrlichkeit unterscheidet seine Position von politisch kalkulierten Praktiken. Sein systematisches Scheitern hinterfragt am eigenen Beispiel das Betriebssystem Kunst.
Vernissage am 29.11.2014
Pressestimmen
Weserkurier am 28.11.2014 "Pop-Ästhetik und eine Reise ins Ungewisse" von Uwe Dammann
Kreiszeitung am 28.11.2014 "Im Kraftraum der Hölle" von Mareike Bannasch
taz am 13.12.2014 "Wie Sie sehen, sehen Sie nichts" von Radek Krolczyk
Organisation
Jürgen Amthor
Kuratorin
Astrid Nippoldt