13. Videokunst Förderpreis Bremen Juryentscheidung zum 13. Videokunst Förderpreis Bremen vom 09.10.04
Zum 13. Mal konnten MedienkünstlerInnen beim Filmbüro Bremen Projektkonzepte einreichen, deren Realisierung durch die Preisgelder finanziert wird. Teilnahmeberechtigt waren Künstlerinnen und Künstler aus dem gesamten deutschsprachigen Raum und aus den Bremer / Bremerhavener Partnerstädten.
Es wurden drei Preise vergeben und eine lobende Erwähnung ausgesprochen:
Die lobende Erwähnung geht an Marcia Vaitsmann und ihr Konzept: The Ryukyu Search Project 2004. Sie liefert darin die herausragende Skizze für eine Auseinandersetzung mit tatsächlichen und konstruierten Identitäten. In überaus präziser Form entwickelt sie ein Rechercheprojekt am Beispiel ihrer Familiengeschichte, die über Okinawa nach Brasilien und wieder zurück nach Okinawa (Japan) reicht. Mit zwei weiteren KünstlerkollegInnen möchte sie kulturellen Verschiebungen, offensichtlichen Veränderungen und subtilen Entwicklungen nachspüren, die sich aus den Geschichten der Migration und den Gegebenheiten vor Ort einstellen.
Es wurde ein Förderpreis in Höhe von 1.500,- € vergeben. Den Preis erhalten Christian Meyer und Werner Kuhrmann aus Bremen. Die Projektskizze four knocks (so der Arbeitstitel) besteht aus einer Videoproduktion von Christian Meyer, die in Verbindung mit den Objekten von Werner Kuhrmann eine installative Ebene erhält. Christian Meyer's humorvoll-lakonische Off-Kommentare und seine ausgereifte 2-D Technik der Bildbearbeitung, die eine kleine Alltagsgeschichte per Comic-Animation und Realbildszenerie erzählt, versprechen mit den naturnahen, strukturbezogenen Objekten von Werner Kuhrmann eine spannende Mischung zweier - auf dem ersten Blick sehr heterogenen - Kunstwelten einzugehen.
Die Hauptauszeichnung wurde geteilt und an zwei Projekte vergeben: An Michaela Schweiger aus Berlin mit ihrem Konzept City of tomorrow - revisited und an Katarina Matiasek aus Wien mit ihrem Konzept Insel Play-Back.
City of tomorrow - revisited untersucht beispielhaft am Hansaviertel in Berlin die Konsequenzen einer bestimmten Form der Architektur der Moderne und ihre Auswirkungen auf die dort lebenden Menschen in der gegenwärtigen post-industriellen Zeit. Das Medium Video wird hier sowohl in Form der Installation zur Sichtbarmachung der Dispositive der Architektur eingesetzt, als auch in Form einer erzählerischen Präsentation menschlicher Episoden. Die künstlerische Feldforschung Michaela Schweigers erstreckt sich auf viele sich verzweigende Ebenen, bleibt aber dennoch in ihrer geplanten Stringenz dicht an der eigenen thematischen Vorgabe. Sie greift die dominanten visuellen Elemente von Architektur und Städtebau auf, um mit ihnen psychologische und ästhetische Bilder zu entwickeln, die die Erfahrungen des Wohnens und des Gemeinschaftslebens herausstellen.
Insel Play-Back nutzt die Audiovision zu einer Übertragung des Video ins Audio: Die vorgefundene visuelle Struktur des Küstenverlaufs einer Insel wird in eine akustische Komposition transponiert, deren Interpretation der Zuhörer mit seinen Bewegungen bestimmt. Katharina Matiasek überträgt in ihrer Arbeit das Prinzip der Abtastung von Schallplattenrillen auf die ebenso komplexen Strukturen geografischer Linien und Texturen. Verblüffend einfach und dennoch mit großem Reiz skizziert sie in ihrem interaktiven Projekt die Verknüpfung zweier vermeintlich überaus unterschiedlicher‚ Parallelwelten' zu einer konsequenten Werkeinheit, indem sie Landschafts‚ pfade' zum klingen bringt.
Die Jury
- Ulrike Kremeier Kunsthistorikerin / Kuratorin, plattform Berlin
- Hermann Nöring Künstlerischer Leiter des European Media Art Festival, Osnabrück
- Winfried Pauleit Professor für Medientheorie an der Universität Bremen
Neben Eigenmitteln des Filmbüros wird die Vergabe des Videokunst Förderpreises ermöglicht durch die Unterstützung vom Senator für Kultur, der Bremischen Landesmedienanstalt, von Radio Bremen, dem Künstlerinnenverband GEDOK und dem Landesprogramm "bremen in t.i.m.e.".