1.3.2006, 20 Uhr: RadioWeser.TV
Die Vergessenen der 'Al Zahraa' Filmbüro.TV 6. Dokumentarfilm von Knud Vetten und Andreas Wenderoth
Die Autoren des Filmes berichten über Hintergründe und Nebengeschichten. Gedreht wurde das Gespräch anläßlich der Premiere am 12.01.06 in der Bremer Schauburg.
Dies ist die Geschichte eines Schiffes, das zur falschen Zeit am falschen Ort war; und es die Geschichte von Adel und Abdullah, die im August 2002 aus dem Irak nach Bremerhaven kommen, um auf dieses Schiff aufzupassen.
Seit 15 Jahren liegt der irakische Frachter „Al-Zahraa“ (übersetzt: die Rose) in Bremerhaven fest. Eigentlich mussten damals nur die Motoren repariert werden. Aber als sie gerade ausgebaut sind, verhängt die UNO ein Embargo, weil der Irak Kuweit angegriffen hat. Seitdem ist der 110 Meter lange Frachter, der im Iran-Irakkrieg Panzer transportierte. im Hafen arretiert und rostet langsam vor sich hin.
Der irakische Schiffseigner schickt in Halbjahresabständen zwei Männer, die den Frachter bewachen sollen. Da schon die ersten Wachmannschaften alles verkauft haben, was nicht niet- und nagelfest war, gibt es streng genommen schon lange nichts mehr, was zu bewachen wäre. Das Schiff rostet vor sich hin, die Farbe blättert in dicken Schichten ab.
Adel und Abdullah sind die Wachmannschaft, die am längsten in Deutschland bleibt. Es hätte ein leichter Job werden können. Ein halbes Jahr bezahltes Nichtstun und dann zurück in die Heimat. Liegestuhl auf dem Sonnendeck, Tischtennis in der Offiziersmesse, schlafen, solange man will. Aber dann passiert etwas Unvorhergesehenes: Die USA greifen den Irak an, über Bagdad steigen Rauchfahnen auf. Adel und Abdullah verfolgen im Fernsehen, wie ihre Heimat zerbombt wird und immer tiefer im Chaos versinkt. Drei Monate reißt der Kontakt zu ihren Familien vollständig ab. Der Job wird nun zur Qual, das Schiff zum Gefängnis. Die erhoffte Ablösung trifft nicht ein....
Als Adels Mutter stirbt, erzwingen sie die Rückkehr - nach zwei Jahren in Bremerhaven. In die große Freude über die Heimkehr mischt sich ein anderes Gefühl: auch im Irak sind sie erst mal zu Fremden geworden.
Der 50-Minuten-Dokumentarfilm von Knud Vetten und Andreas Wenderoth begleitet die beiden Wachleute durch die Monotonie ihres Bord-Alltags, der seine Spannung aus den Ereignissen im Irak bezieht. Er erzählt von Sehnsüchten, Entwurzelung und Heimweh.
Kamera: Jörg Junge
Schnitt: Olaf Frackmann, Daniel König, Stefan Urlaß
Musik: Hubert Bittmann
Gefördert von der Kulturellen Filmförderung 2005, Senator für Kultur und Landesprogramm Bremen in t.i.m.e.
Weitere Informationen unter www.al-zahraa.de
TEAM:
Interview: Marc Sifrin
Regie: Stefan Malschofsky
Kamera: Klaus Golla, Stefan Malschofsky
Ton: Jürgen Walkau
Licht: Werner Meyer
Musik: André Feldhaus
Vorspann: Radik Golovkov, Stefan Malschofsky
Postproduktion: Stefan Malschofsky
Redaktion: Klaus W. Becker