19.VKP - die Preisträger Juryentscheidung zum 19. Videokunst Förderpreis Bremen vom 14.11.10

Der mit 4.000 Euro dotierte Hauptpreis geht an die Berliner Videokünstlerin Johanna Domke für Ihr Konzeptvorschlag: „Untitled - Epilog", der mit 1.000 Euro dotierte zweite Preis an Kriss Salmanis aus Riga für sein Projekt „Moving Landscape“.

Eine Fachjury des Bremer Filmbüros für den Videokunst-Förderpreis hat zwei neue Konzepte prämiert, die mit Hilfe der Preisgelder realisiert und Ende des nächsten Jahres in Bremen ausgestellt werden. Der mit 4.000 Euro dotierte Hauptpreis geht an die Berliner Videokünstlerin Johanna Domke für Ihr Konzeptvorschlag: „Untitled - Epilog", der mit 1.000 Euro dotierte zweite Preis an Kriss Salmanis aus Riga für sein Projekt „Moving Landscape“.

Die Entscheidung trafen Magdalena von Rudy (Videokünstlerin, Düsseldorf), Dirck Möllmann (Kurator, Hamburg) und Dr. Stefan Rasche (Kunsthistoriker und Galerist, Berlin). 160 Konzeptentwürfe, die auf unterschiedlichste Art und Weise bewegte Bilder, Klänge und Raum zu verbinden suchten. Das Spektrum reichte von klassischen, linearen, audio-visuellen Arbeiten bis hin zu interaktiven Installationen.

Hauptpreis des 19. Videokunst Förderpreises - €4.000

Johanna Domke
Vorschlag: Untitled - Epilog
Der Bremer Videokunst Förderpreis fördert Ideen und Konzepte, die mit Hilfe des Preisgeldes von 4000 EUR realisiert werden sollen. Johanna Domke überzeugte die Jury einhellig mit einer inhaltlich komplexen Videoinstallation, die sich der zeitgenössischen Bildproduktion auf ebenso kritische wie selbstkritische Weise widmet.
Der Vorschlag zu „Untitled – Epilog“ enthält eine Vorgeschichte, die maßgeblich für Johanna Domkes Entwurf geworden ist, denn die Idee beruht auf einem gescheiterten Arbeitsvorhaben. Mit einer senegalesischen Künstlerin war eine interkulturelle Zusammenarbeit geplant, die sich als undurchführbar entpuppte. Domkes Erfahrungen mit dem Misslingen des Vorhabens verarbeitet sie im vorliegenden Konzept für eine 2-Kanal-Videoinstallation. Die Grundlage ihrer Inszenierung ist ein Interview mit ehemals Beteiligten, das nach den Dreharbeiten geführt wurde. Im Kern geht es um die Doppelbedeutung des Wortes „Projektion“ als apparativer Aufbau einerseits und psychologisch begründetes Verhalten andererseits. In interkulturellen Begegnungen zeichnen sich darüber hinaus Machtverhältnisse und historische Bedingungen an Projektionen ab, die in diesem Falle auch zum Scheitern des Arbeitsvorhabens beigetragen haben. Mit den Mitteln der Fiktionalisierung und des Dokumentarischen will Domke den individuellen Konflikt in reflexive Bilder von allgemeiner Aussagekraft ebenso übertragen wie umkehrt in gesellschaftlichen Strukturen persönliche Zustände erkennbar machen. Ihre bisherigen Arbeiten und das vorliegende Konzept überzeugten die Jury, dass ihr diese Gratwanderung zwischen direkter Betroffenheit und interkulturellen Machtverhältnissen auch auf künstlerisch höchst anspruchsvolle Weise gelingt.
Die Jury gratuliert Johanna Domke von Herzen zum 19. Bremer Videokunst Förderpreis und wünscht ihr für die weitere Arbeit an diesem Projekt alles Glück und Erfolg!

Regionaler Förderpreis des 19. Videokunst Förderpreises - €1000

Kriss Salmanis
Vorschlag: "Moving Landscape“
Geplant ist ein kurzer Film, der inmitten einer lettischen Landschaft eine Scheune zeigt, die langsam um ihre eigene Achse rotiert. Dieser eigentlich absurde Vorgang, der unverhofft in die zur Schau gestellte Normalität einbricht, wird nicht digital erzeugt, sondern mittels aufwändiger Technik – einem ferngesteuerten, auf Schienen fahrenden Scheunenmodell – vor Ort inszeniert.
Das Projekt steht in einer Reihe anderer, schon realisierter oder noch geplanter Videos, die auf ähnlichen Vorfällen beruhen: Eine Birke bewegt sich kaum merklich über eine Wiese, ein großer Strommast vibriert von Zeit zu Zeit, ein Fels versinkt im Erdboden. Orte solcher Ereignisse sind dabei bewusst langweilige Wald- und Wiesenlandschaften, die durch die Eingriffe des Künstlers umso mehr eine subtile, aber empfindliche Störung erfahren. Welche Kräfte hier am Werk sind, kann der Zuschauer am Ende allenfalls ahnen.
Nach Auffassung der Jury gelingt es dem Künstler mit seinen „Moving Landscapes“, auf ebenso präzise wie lustvolle Weise filmische Bilder der Verunsicherung zu erzeugen. Dabei ist die zugrunde liegende Idee ebenso einfach wie wirkungsvoll: Die Landschaft wird zur Bühne eines mysteriösen Geschehens, indem an sich unbewegliche Objekte in Bewegung geraten. Dass Kriss Salmanis diese minimalen, aber irritierenden Realitätsverschiebungen vor Ort und in Echtzeit realisiert, verleiht seinen Filmen eine besonders subversive Wirkung. Denn gerade die analoge, detailversessene Prozedur, das scheinbare Missverhältnis von Aufwand und Effekt, macht die kurzen Sequenzen zu kleinen Meisterwerken der Regiekunst.

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