8.3.2006, 21:30 Uhr: Schauburg Bremen

x-screen 2006 - Kurzfilmabend der Hochschule für Künste 26. Heimspiel

x-screen, eine Initiative an der Hochschule für Künste, hat Kurzfilme aus den verschiedenen Fachbereichen zusammengestellt und präsentiert diese in Anwesenheit der Filmemacher in der Schauburg.

Wer die X-screen Rolle 2005 gesehen hat wird sich noch an die gelungene Mischung der verschiedenen Genres erinnern mit der die Studenten das Publikum in der Schauburg begeisterten. Für die 2006 Rolle haben eine Gruppe Studenten mit dem Dozenten Joachim Hofmann wieder eine spannende Mischung aus neuen Filmen zusammengestellt. Mit dabei sind

Tränenstadt

In der ewig verregneten „Tränenstadt“ von Christian Schwarz etwa geschieht Merkwürdiges. Blumen von außergewöhnlicher Schönheit versetzen die Einwohner in Angst und Schrecken. Hinter den Blumenanschlägen steckt der Visionär und Träumer Alexander, dessen Ziel es ist die Bewohner der Stadt aus ihrem grauen Alltag zu reißen.......

LGB

Bei „LGB“, einem Video von Hannes Waldschütz wird ein Track der Band „Pentatones“ in Bewegung umsetzt. Darin scheint Frau in einem abstrakten Raum schwerelos über einem liquiden Boden zu tanzen. Ein Video, das sich durch eine simple Technik über Sehgewohnheiten hinwegsetzt. Hannes Waldschütz, der Regisseur, ist Mitglied der Band, die den Soundtrack erarbeitet hat.

The New Job

Phillipp Dörrie hat seinen Knet Film „The new Job“ in einem alten Stummfilm-Look angelegt, ihm war mal aufgefallen das in diesen Filmen die Bewgungen der Personen aufgrund der handgekurbelten Aufnahmen sehr ruckelig wirken. „Knetgummi Animation im klassischen Sinne hat auch einen eher kantigen und ruckeligen Look. Da wollte ich mal ausprobieren ob sich das ergänzt.“
Die Story ist schnell erzählt Mr. Muller ist Buchhalter bekommt aber bei der Job Agentur einen Job auf einer Baustelle im 12ten Stock eines NewYorker Hochhauses. Sein Arbeits Kollege Mr.Bull leidet sehr unter Mr.Mullers Handwerklicher Unbeholfenheit.

Fondue

Thomas Kunz beschreibt seine ethnische Detailstudie „Fondue“ wiefolgt:
"Was stellt wohl des Schweizers liebstes Nahrungsmittel in der kalten Jahreszeit dar? Das Fondue!
Der gleichnamige Film handelt nur von Käse, Brot und Gabeln. Eine rhythmische Inszenierung der sonst so trägen Masse."
... und eine Menge anderer spannender Kurzfilme am 8. März um 21:30 in der Schauburg.

Die Veranstaltung ist eine Kooperation des Filmbüros Bremen und der Schauburg innerhalb der Reihe „Heimspiel“.

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09. Joachim Hofmann
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10. NN, Joachim Hofmann, Wilfried Hippen
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17. Jörg Steese
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Am 8. März 2006 lud das Bremer Filmbüro zum 26. Heimspiel in die Schauburg ein. Diesmal zeigte die Bremer Hochschule für Künste Arbeiten aus verschiedenen Studiengängen. Insgesamt 21 Kurzfilme wurden in knapp zwei Stunden von der DVD (die erstaunlicherweise nur ein einziges Mal stockte) auf die große Leinwand projiziert. Für ein normales Publikum wäre dies sicher eine Überforderung gewesen. Denn da man sich bei jedem einzelnen Film neu auf eine andere Erzählform, Ästhetik und Atmosphäre einstellen muss, ist es eher anstrengend als unterhaltsam, sich so oft wieder neu konzentrieren zu müssen, um so jedes Werk überhaupt erst einmal verstehen zu können. Doch dies war eben ein Heimspiel im wahrsten Sinne des Wortes: Das Publikum bestand zum größten Teil aus Studenten und Dozenten der Hochschule, und diese kannten natürlich viele der gezeigten Kurzfilme schon und warteten jeweils gespannt auf den einen Film, an dem sie selber, ihre Kursteilnehmer oder Kommilitonen mitgearbeitet hatten. An der Stärke des Beifalls nach den einzelnen Filmen konnte man dann die einzelnen Lager recht genau lokalisieren.
Auch wenn das Programm eine verblüffende Bandbreite hatte, die vom Musikvideo bis zum Experimentalfilm reichte, konnte man zumindest zwei Tendenzen bemerkten. Zum einen gibt es inzwischen in Bremen einige sehr begabte Animationsfilmer. Gleich der erste Film des Programms "The New Job" von Philipp Dörrie ist eine Computeranimation, in der sehr geschickt die Slapsticktradition der Stummfilmära beschworen wird. Für diese Art von Filmen hat sich die Firma "Soulcage" inzwischen nicht nur in Bremen einen Namen gemacht. Es gab noch einige andere mit großem Aufwand gebastelte Animationen im Programm, denen dann aber manchmal ganz einfach realisierte Filme die Show stahlen, weil diese auf einer einzigen originellen Idee basieren. So sieht man etwa in "Monti" von Katrin Schaub nichts weiter als einen Papagei in seinem Käfig. Doch durch eine Stimme im Off hören wir ihn wie einen ganz normalen, vielleicht etwas geschwätzigen Menschen reden, und dadurch entsteht ein komischer Verfremdungseffekt. "Hans Wurst" von Geoffrey Köhler ist ähnlich konzipiert. Hier sieht man Finger, die sich als Mutter (Daumen) und Sohn (kleiner Finger) über das Essen streiten. Dabei entsteht der komische Effekt durch die Diskrepanz zwischen dem sehr naturalistischen und lautstarken Geschimpfe auf der Tonspur und der demonstrativ primitiv gehaltenen Bildebene.
Als zweite Tendenz des Programms fiel auf, dass viele Studenten eigene Bilder zu bereits existierenden und zum Teil auch sehr bekannten Originaltönen fanden. Der Kurs "Visualistik" von Ulf Newrot scheint an der Hochschule sehr fruchtbare Ergebnisse erzielt zu haben. So nahm etwa Kevin Gladhill den Titel seines Films "Viehdeorecorder" wörtlich und animierte eine Mischung aus Kuh und Unterhaltungselektronik. Zu hören war dazu ein bekannter Radiosketch, in dem ein Mann sich bei einem Verkäufer am Telefon sehr ungehalten darüber beschwert, dass der eben gekaufte Videorecorder "nicht geht". Nach der gleichen Methode animierten Markus Lihs und Florian Wittman den Loriotsketch "Der Lottogewinner" und Paul Schkade Herman van Veens Parabel "Eine Geschichte von Gott". Doch der beste, provokanteste und wohl gerade deshalb wohl auch witzigste Film in dieser Machart ist "Der Leasingvertrag", der ebenfalls von Florian Wittman montiert wurde. Montiert ist hier das treffende Wort, denn kein einziger Ton und kein einziges Bild des Films hat der Regisseur selber produziert. Er hat nur eine Schimpfkanonade von Gerhard Poldt mit Bildern von Hitlerreden verbunden. Diese sind so geschickt geschnitten, dass Hitler oft lippensynchron mit Poldt zu sein scheint. Dieser Film geht einem auch noch Tage später nicht aus dem Sinn.

Und dann waren da noch zwei merkwürdige Filme, die durch ihre ungewöhnliche Optik überzeugten: Thomas Kunz machte für "Fondue" extreme Nahaufnahmen von einem Käsefondue, ließ diese in Zeitlupe, sowie rückwärts und dann wieder vorwärts laufen und erweckte so den geschmolzenen Käse zu einem eigenen, beängstigend klebrigen Leben. Hannes Waldschütz zeigte schließlich im letzten Film des Programms
"Lgb" ein unter Wasser gedrehtes Ballett, bei dem jede Einstellung des Tauchers "auf dem Kopf" stand, wodurch alle Bewegungen seltsam schwebend und wie geträumt wirkten. Bilder, Schnitt und Musik bildeten hier eine elegante Einheit. Wie viele andere Arbeiten in diesem Programm machte der Film neugierig auf die weitere Entwicklung des Studenten.

Wilfried Hippen
Fotografin, Katherine Martin
Mail: katherine.(Email-Adresse)

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