Filmpolitik das Filmbüro als Berufsverband

Das Bremer Büro ist als einziges Filmbüro weiterhin Filmverband und Filmförderung unter einem Dach. Traditionell sind die Filmbüros auch filmpolitisch aktiv, wir auch.

Das Filmbüro vereint in seinen Reihen Filmfans von hinter der Kamera und vor der Leinwand. Der Schwerpunkt liegt aber auf den Filmschaffenden. Neben der Förderung von Projekten ist die Netzwerkarbeit und Fortbildung ein wichtiger Teil unserer Arbeit. In Coronazeiten wurde die finanzielle Situation der Filmschaffenden noch einmal stärker in den Fokus gestellt.

Aktuelles:

Filmbüro auf dem Podium des Festival of Animation Berlin

Oktober 2021. Das Filmbüro Bremen war eingeladen, auf dem Festival of Animation - Berlin (1.- 3.10.2021) über die Fördersituation für Kurzfilme zu sprechen. Lieber der Spatz in der Hand oder die Taube auf dem Dach?
Auf Einladung der AG Animationsfilm vertrat Saskia Wegelein die Seite der Filmförderung und stellte das breite Programm des Filmbüros vor.

Erst mal zum Geld. Dass der deutsche Kurzfilm zwar weltweit prämiert wird, in der Finanzierung aber am unteren Ende und meist in der Selbstausbeutung der Filmschaffenden verhangen ist - das wissen wir alle. Dieses Unverhältnis zwischen künstlerischem Erfolg und finanzieller Ausstattung ist eines der großen Themen, die bei der anstehenden Änderung des Filmförderungsgesetzes FFG von den diversen Filmverbänden eingebracht werden und wo die wirtschaflichen Länderförderungen in ihren Bereichen aufgefordert sind.

Das Podium, bestehend aus dem Filmemacher Stefan Vogt (mit GOTT KOMMT war er 2018 auf der Bremer Short Film Collection), dem Produzenten Karsten Matern (u.a. HAVE A NICE DOG), Jutta Wille (AG Kurzfilm) und Saskia Wegelein (Filmbüro Bremen) wandte sich schnell weiteren Aspekten der Förderung zu.
Zum Beispiel der Vereinfachung der Zugänge zu Förderungen. Die Spontaneität der künstlerischen Tätigkeit sollte nicht in bürokratischen Netzen verdursten. Die Microförderung des Filmbüros Bremen ist so ein Beispiel: kleine Gelder, aber dafür unkompliziert und schnell zu bekommen. Eine Vereinfachund der Abrechnung würde Filmkünstler:innen viel Arbeit ersparen.
Über konrete Projektberatung der Filmschaffenden vor Ort können weitere Fördertöpfe gefunden und zugänglich werden. Nicht zuletzt hilft die Vernetzung innerhalb der Branche bei der Realisierung von Projekten.

Vieles davon funktioniert in Bremen schon recht gut (Anregungen sind immer willkommen). Bei der Neugestaltung des FFG 2022 wird sich das Filmbüro wieder mit den KOlleg:innen bundesweit für Verbesserungen einsetzen und durch die gerade veröffentlichten Honorarempfehlungen für Bremen sind wir auf dem Weg zu realistischen Kalkulationen. Es ist einiges in Bewegung.

Das Podiumsgespräch wurde von der AG Animationsfilm aufgezeichnet und wird dort demnächst einhörbar sein.

Wahlprüfsteine 2021 von der Initiative Zukunft Kino + Film

September 2021. Die Initiative hat sieben Parteien acht Fragen zu ihren Visionen von der Zukunft des Kinos und der Filmkultur gestellt, sogenannte Wahlprüfsteine. Die Fragen sind kritisch, denn sie schauen kritisch auf den Zustand des deutschen Kinos. Sie wünschen sich mehr künstlerische Vielfalt im deutschen Film und halten einen Paradigmenwechsel in unserer Filmkultur für dringend nötig.
Die Anworten tabellarisch: IZKF Wahlpruefsteine 2021 Tabelle
Die Antworten im Wortlaut: IZKF Wahlpruefsteine 2021 komplett

Honorarempfehlungen Filmkunst

August 2021. In Absprache mit den Verbänden der freien Künste in Bremen und der Kulturbehörde wurden 2021 Honorarempfehlungen für die Bremer Projektmittel Kultur formuliert. Das Filmbüro Bremen hat seine Empfehlungen zwischen Mindestlohn und Tarifgagen abgewogen und Empfehlungen ausgesprochen, die den Weg zu fairer Bezahlung weisen, gleichzeitig aber kleine Projekte nicht verunmöglichen sollen.
"Die Honorarempfehlungen sollen dazu beitragen, die mittlerweile Standard gewordene Selbstausbeutung bei kulturellen Filmprojekten
zu mindern. Film ist nach wie vor eine sehr kostenintensive Kunstform. Auch wenn die Technik günstiger geworden ist, braucht es doch für
deren angemessene Handhabe professionelle Akteur:innen. Die beteiligten Gewerke sind meist durch verschiedene Personen zu besetzen. So liegen die
Honorare bei Filmprojekten regelmäßig weit über den Sachkosten.
So wichtig Honoraruntergrenzen aus sozialer Verantwortung sind, gibt es auch Sorge, dass Projekte wegen zu hohen Personalaufwandes nicht mehr realisiert werden. Bei den Empfehlungen wurde abgewogen zwischen der Ermöglichung von Filmen aus dem Bremer Projektmitteltopf und der Annäherung an faire Honorare bei diesen Projekten."

Honorarempfehlungen Filmbuero 2021 als PDF

Landesmediengesetz

2017/2018. Im Interesse und als Vertreter der freien Filmszene des Landes Bremen sind wir für die Politik Ansprechpartner zum Thema Film und Medien.
Die Bremer Bürgerschaft hat am 25.01.2018 über die Kulturelle Filmförderung in Bremen debattiert, ausgelöst durch die Große Anfrage der CDU vom Sommer 2017 und der Antwort des Senats (2017.09.27 Drs-19-1252) vom September 2017. Auf Vimeo ist die Aufzeichnung zu sehen (ab Minute 1:39).
Es bestand Einigkeit darüber, dass die Filmkunst in Bremen einer gesonderten Förderung bedarf - wir sind gespannt, was sich daraus noch entwickeln lässt.

2018 wurde in das neue Bremische Landesmediengesetz von allen politischen Parteien die Förderung der innovativen und unabhängigen Filmschaffenden als eine Aufgabe von Radio Bremen formuliert.

Strukturen

Verbände der Freien Künste

Das Filmbüro steht im Austausch mit den anderen Verbänden der freien Künste Bremen. Das sind in der alltäglichen Arbeit bisher vor allem der BBK Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Bremen e.V., der Künstlerinnenverband GEDOK und das Literaturkontor.
Über die von der Kulturbehörde 2017 initiierten "Denkzellen" sind wir in die Dikussionsprozesse der Stadt eingebunden und engagieren uns in einzelnen Arbeitsgruppen.
Die Denkzellen waren eine wichtige Grundlage für die Absicherung der freien Künstler:innen während der Corona-Pandemie. Die Kommunikationsstruktur half der Kulturbehörde, in 2020 sehr gezielte Hilfsmaßnahmen zu entwickeln.

Bund der Filmbüros

Die Filmbüros und Filmverbände aus den einzelnen Bundesländern oder Regionen treffen sich regelmäßig zum Austausch. Als Filmbüros blicken wir auf 30 Jahre Kulturelle Filmförderung zurück. Diese wertvolle Erfahrung bringen wir in die filmpolitische Diskussion ein.

2020 Filmbürotreffen Berlinale. Foto: Kerstin Hehmann
2020 Filmbürotreffen Berlinale. Foto: Kerstin Hehmann

Die anderen Filmbüros

Rückblick

Anonymisiertes Antragsverfahren erstmals 2020

2020. Bremen macht sich auf, eine Forderung aus der künstlerischen Filmbranche umzusetzen:
"Wir sind überzeugt, dass das Publikum ungewöhnliche und randständige Filme sehen möchte. Um die zu bekommen, müssen wir ebensolche Stoffe suchen und wir müssen QuereinsteigerInnen und QuerdenkerInnen die Türen öffnen. Das fällt großen Förderungen und Sendern mit ihren Entscheidungsstrukturen schwer. Wir sind klein, wir gehen vor." Der Bremer Dokumentarfilm Förderpreis - 1991 als erster seiner Art gegründet - wurde 2020 als erster seiner Art anhand anonymisierter Anträge vergeben. Bremer Dokumentarfilm Förderpreis

Novellierung des FFG 2019/21

2019/2021 läuft die Novellierung des Filmfördergesetzes ffg. Hier ist unsere Stellungnahme dazu:
Bund der Filmbüros Stellungnahme zur Novellierung des FFG 2019
Wir beziehen uns darin vor allem auf die Stellungnahme des Verbands der deutschen Filmkritik VDFK: Stellungnahme des VdFk zum FFG 2022

Zu Gast bei den Nachbarn: 23. Filmfest Schleswig-Holstein 2019

FF SH 2019
FF SH 2019
Stolze Preisträger, Preisstifter und Jury: (v.l.) Christoph Zickler, Michael Kunkel, Daniel Krönke, Viola Rusche, Hauke Harder, Arne Sommer, Friedrich Tiedtke, Kay Gerdes, Saskia Wegelein (Foto: @Anna Rowedder, Filmfest SH)
Stolze Preisträger, Preisstifter und Jury: (v.l.) Christoph Zickler, Michael Kunkel, Daniel Krönke, Viola Rusche, Hauke Harder, Arne Sommer, Friedrich Tiedtke, Kay Gerdes, Saskia Wegelein (Foto: @Anna Rowedder, Filmfest SH)

2019. Saskia Wegelein vom Filmbüro Bremen war Teil der Jury: "Zwei Tage Dokumentarfilme aus Schleswig-Holstein sichten. Das ist einerseits ein Marathon, schärft aber auch den Blick und ich glaube, dass ich eine Vorstellung von dem Land und den Leuten bekommen habe.

In der Jury mit dem Kieler Dokumentatrfilmer Kay Gerdes, der selber schon mehrfach Preisträger dieses Festivals war und Linde Fröhlich von den Nordischen Filmtagen haben wir uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Ausgewählt haben wir einen sehr visuellen und rhytmischen Dokumentarfilm über einen zeitgenössischen Komponisten, für den wir unbedingt auch eine Aufführung in Bremen ermöglichen sollten: „To B or to B flat“, ein Portrait des belgischen Komponisten Boudewijn Buckinx, von der gebürtigen Kielerin Viola Rusche und dem Komponisten Hauke Harder.
Jurybegründung: „Der Gesa Rautenberg Langfilmpreis geht an einen Film, uns einen Menschen und Künstler nahebringt, mit dessen Schaffen wir wahrscheinlich sonst nie in Berührung gekommen wären. Hervorragender Ton und eine klare Kamera, fast minimalistisch, dabei ausdrucksstark und humorvoll wie der Protagonist und seine Musik, begeistern.“

Ähnlich wie Bremen pflegt Schleswig-Holstein seine Diaspora: der Publikumspreis ging an „Mann auf Blau“ von Friedrich Tiedtke, der an der Filmuni Potsdam studiert. Ein hervorragend geschriebener, inszenierter und gespielter Kurzfilm über die Spielregeln der Kunstszene - nur dass es sich als Dokumentarfilm herausstellte... wunderbar!

Vielfalt sichern

2018. Dazu gehört auch, die Teilnahme von Frauen am Filmschaffen zu sichern. Das Filmbüro hat eine Frauenquote von 45% bei Förderungen und Fördersummen. Unserer Ansicht nach liegt das daran, dass unsere Jurys ausdrücklich aufgefordert werden, das Ungewöhnliche zu fördern, sich nicht an Althergebrachtem zu Orientieren. Denn das ist meist männlich dominiert worden.

Geschäftsführerin Saskia Wegelein-Golovkov bei Quote Regie aus der Berlinale 2018:

Geschäftsführung des Filmbüro in FBW berufen

2007. Der Senator für Kultur der Freien Hansestadt Bremen hat die Geschäftsführung des Filmbüro Bremen e.V. als Mitglied der Bewertungs- bzw. Hauptausschüsse der Filmbewertungsstelle Wiesbaden (FBW) vorgeschlagen. 2007-2018 hat Klaus W. Becker das Land Bremen verteten, seit 2019 Saskia Wegelein.
Die FBW (gegründet 1951) ist eine Einrichtung aller 16 Länder mit dem Status einer Oberen Landesbehörde, die der Rechtsaufsicht des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst untersteht. Sie hat die Aufgabe, Filme (einschließlich Vermarktung auf VHS/DVD) in allen ihren Formen durch die Vergabe der Prädikate „Wertvoll" und „Besonders wertvoll" zu fördern. www.fbw-filme.de

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