Gemeinsam Sein (AT) Filmessay von Sabrina Dittus. 19.Dokumentarfilm Förderpreis 2016

„All unsere Spaltungen können nicht verhindern, dass wir gemeinsam sind, wir alle.“, schreibt Jean-Luc Nancy in „Die herausgeforderte Gemeinschaft“ (2007). Der geplante Filmessay von Sabrina Dittus sucht, dokumentiert und kommentiert unterschiedliche und neue Formen gemeinsamen Seins.

Gemeinsam Sein (Arbeitstitel)

Filmessay von Sabrina Dittus

Jean-Luc Nancy
Jean-Luc Nancy

All unsere Spaltungen können nicht verhindern, dass wir gemeinsam sind, wir alle.“ Das schreibt der französische Philosoph Jean-Luc Nancy in „Die herausgeforderte Gemeinschaft“ (dt. 2007). Worum es ihm geht, ist radikal: Ein neues Denken des Gemeinschaftlichen, das Gemeinschaft nicht in (vermeintlich) gemeinsamen Wesenseigenschaften begründet, nicht in dem, was wir (vermeintlich) gemein haben, nicht in Ethnizität, Nationalität, Religion etc., sondern in unserem gemeinsamen Sein in einer Welt.

In radikaler Abgrenzung zu jeglichen Tendenzen der Homogenisierung oder Totalisierung insistiert Nancy auf dem Charakter der Offenheit, Unabgeschlossenheit und Zukünftigkeit gemeinschaftlichen Seins. Gemeinschaft darf nicht nach Vollendung oder Geschlossenheit streben, ist kein Zustand, sondern ein Geschehen und als solches unabschliessbar und unumgrenzbar. Sie ist Frage, Aufgabe, Aufforderung. Die einzig mögliche Totalität dieser Gemeinschaft, schreibt Nancy, ist die „Totalität eines Dialogs“: „Wir teilen, was uns trennt: die Freiheit eines unkalkulierbaren und unwahrscheinlichen Kommens“.
An Nancys Denken des Gemeinsam Seins anknüpfend – und im Gespräch mit ihm – erkundet, sucht, dokumentiert der Film unterschiedliche Formen und einen neuen Sinn gemeinsamen Seins, gemeinschaftlichen Seins, von Gemeinschaft. Unhintergehbar heterogen, offen, zukunftsbezogen, in Bewegung – in der Stadt und auf dem Land, in queeren, aktivistischen, künstlerischen Kontexten.
Der Film nimmt die Form des Essays, weil der Film-Essay der neu zu denkenden Gemeinschaft in vielem ähnlich ist: fragend, erkundend, sich nach vorne entwerfend, in eine offene Form.

Sabrina Dittus (Berlin)

Gemeinsam Sein

Jurybegründung 2016
Gemeinsam haben wir Menschen vieles, und doch scheint Gemeinsamkeit und Gemeinschaft so schwer zu realisieren zu sein, wie zu denken. Zumal viele mit guten Gründen auf den Grenzen der Gemeinschaft bestehen. Den Abgründen, den Chancen und Risiken von Gemeinschaft denkt Jean-Luc Nancy seit Jahrzehnten nach. Sie sind offenbar auch ein Lebensthema von Sabrina Dittus, die sich seit über zehn Jahren mit Nancy beschäftigt.
Der Film-Essay ist eine verführerische, zugleich eine schwierige und ziemlich aus der Mode gekommene Form. Erst recht abseits aller Dokumentarfilmmoden ist die Absicht, einen Philosophen zu portraitieren, und für dessen Ideen eine filmische Form zu finden. Dieses mutige und seltene Projekt, das sich gegen den herrschenden Strom stellt, verdient Unterstützung.

Sabrina Dittus wird am 27.04.17 um 19h im Überseemuseum Bremen ihren Film "We Are Here" präsentieren (www.pepperlint.com, ein Dokumentarfilm über das schwierige Leben der Kinder in Gaza.

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Der Bremer Dokumentarfilm Förderpreis wird ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung der Bremischen Landesmedienanstalt.

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