Des Teufels Lehrling Ein Dokumentarfilm vom Wilfried Huismann. Kulturelle Filmförderung 2002 im Bereich: Vertrieb, Verleih, Präsentation

Er träumte von Rambo und wurde zum Folterer. In seiner türkischen Heimat wird Mickael beim Militärdienst von Offizieren der Konterguerilla "entdeckt". Es folgt die Ausbildung zum "Verhörspezialisten". "Sie wecken die Bestie in mir", erinnert sich Mickael Suphi heute. Eine erschütternde Geschichte über Feigheit und Schuld, über Lebenswillen und Mut.

Inhaltsangabe

Der Haupterzählstrang des Filmes ist die Geschichte Mickael Suphis: Wie wird aus einem normalen und liebenswerten Jungen in wenigen Tagen ein Folterer? Wie kann er weiterleben, nachdem seine Persönlichkeit gebrochen wurde?
Mickael ist bereit, mit offenem Visier über seine Erlebnisse und Gefühle zu sprechen. Er erzählt präzise, emotional und schonungslos offen sich selbst gegenüber. Als Typ wirkt er sympathisch. Suphis einzige Bedingung: Sein Aufenthaltsort muss geheim bleiben.
Auf einer zweiten Ebene werden die zeitgeschichtlichen Hintergründe deutlich gemacht: Welche politischen Ursachen hat die Folter in der Türkei, wer sind die Verantwortlichen?

Mickael Suphi wurde 1967 als Sohn türkischer Gastarbeiter in Hal bei Brüssel geboren. Mit 20 ging er zum Wehrdienst nach Kutahya in die Türkei, stolz darauf, sein ihm fremdes Vaterland verteidigen zu dürfen: "Ich führte mich türkischer aif als meine Kameraden, weil mich alle den 'Belgier' nannten". Sein Vorbild war Sylvester Stallone und er wollte ein Held werden.
Seine Vorgesetzten schätzen ihn: Er spricht fießend sechs Sprachen, ist ehrgeizig, kämpferisch, hilfsbereit und gewitzt. Sein Kommandant schickt ihn nach Eskisehir, dort solle er für den Geheimdienst MIT arbeiten. Mickael fühlt sich geehrt. In einem Hotel der Armee, in dem mehrere Generäle wohnen, wird er offiziell in der 'Rezeption' beschäftigt.
Er bekommt einen neuen Namen, wird jeden Morgen um drei Uhr aus dem Bett geholt, um auf seine wahre Aufgabe vorbereitet zu werden: Folterer im Dienst einer geheimen Einheit, die sich selbst 'Kameraden vom Grund der Hölle' nennt.
"Man verliert die Kontrolle über sich selbst und wird zum Monster", so beschreibt Mickael seine Gefühle. Alles geht sehr schnell. Den Lehrlingen wird keine Zeit zum Schlafen oder zum Nachdenken gegeben. Schon am zweiten Tag verleiht der Ausbilder Mickael den Ehrentitel 'Teufel von Eskisehir'. Sein moralischer Widerstand ist gebrochen.
Dann kommt seine Feuertaufe: Als Beweis dafür, dass er bereit ist, jeden Befehl auszuführen, soll er einen 12-jährigen Jungen foltern. Er hat Hemmungen und verweigert den Befehl. "Dieser Junge hat mich gerettet, ohne ihn wäre ich dageblieben und hätte eines Tages mit Lust gefoltert", so Mickael heute. Für seine Befehlsverweigerung wird er selbst bis zur Unkenntlichkeit zusammengeschlagen. Unter Lebensgefahr flüchtet er aus dem Folterhotel von Eskisehir und aus der Türkei.
Mickael leidet Höllenqualen, die Schreie seiner Opfer verfolgen ihn Tag und Nacht. Er fühlt sich seelisch tot. Nach sieben Jahren, 1994, zieht er einen radikalen Schlusstrich unter sein bisheriges Leben, verlässt seine Eltern und seine Frau und beginnt, die Erinnerungen aufzuschreiben.
Ein türkisches Kommando lauert ihm eines Tages auf, verfolgt ihn und schlägt ihn zusammen, als 'Warnung' das Buch nicht zu veröffentlichen. Es erscheint trotzdem, unter dem Titel 'Farac-Dans les salles de torture Turquie'.
Mickael Suphi taucht in Spanien unter. Aber auch dort erhält er Besuch von türkischen Agenten. Sie fordern ihn auf, seine Verleumdung des türkischen Staates zu widerrufen und in die Türkei zu kommen. Er habe 24 Stunden Bedenkzeit. Sollte er dem Vorschlag nicht folgen, könnte es sein, dass seine Mutter in Belgien 'Unfall' haben könnte. Er gibt nicht nach und bricht jeden Kontakt zur Familie ab, um sie nicht zu gefährden.
Seit 1995 lebt Mickael Suphi einsam und auf der Flucht in verschiedenen Ländern des Nahen Ostens und Afrikas. In Südafrika arbeitet er in einer Fischfabrik.

Jetzt ist er nach Europa zurückgekehrt und will seinen Kampf gegen das Foltersystem in der Türkei wieder aufnehmen. Er will dazu beitragen, dass die Verantwortlichen vor ein Menschenrechtstribunal gestellt werden. Nur so könne er seine Schuld den Gefolterten gegenüber abtragen.

Mitwirkende

Autor/Regie: Wilfried Huismann
Kamera: Reinhard Grossmann, Ulli Köhler
Super 8: René Begas
Schnitt: Susanne Kirchner
Ton: David Karboviak, Thomas Kühn, Sebastian Volk
Sprecher: Daniel Brühl, Bernt Hahn, Jürg Löw
Produktion: Yvonne Ruocco

Eine Co-Produktion von SUR Films, WDR, J.M. Lara P.C.

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