27.4.2006, 21 Uhr: Schauburg Bremen

Andreas Samland: Kurzfilme 27. Heimspiel

Im Rahmen der 34. Young Collection des Filmbüros feierte der Kurzfilm "The Date" des Filmemachers Andreas Samland Premiere. Da auch seine bisherigen Werke mit viel Charme, Herz, Humor und Professionalität überzeugen, widmet sich das Heimspiel am 27. April 2006 ganz dem jungen Regisseur und seinen Filmen.

Ich bin ein Spätzünder. Die Filme von Andreas Samland

„Ich bin ein Spätzünder, wie mein ganzes restliches Studiensemester auch.“, sagt Andreas Samland, der beim Heimspiel 27 in der Bremer Schauburg nicht die Spur aufgesetzt oder abgehoben wirkt. Nach sieben Jahren Regiestudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin, will der 1974 in Oelde/Westfalen geborene Filmemacher sich nun bald an seinen Abschlussfilm machen.
In der Reihenfolge ihrer Entstehung, wurden in Bremen alle fünf Kurzfilme von Andreas Samland vorgeführt. Neben dem Filmemacher stellte Klaus Becker vom Filmbüro auch dessen Studienkollege, den Kameramann Max Penzel vor. (Eine Filmkritik von Martina Burandt)

Der neue Hit

Der neue Hit
Der neue Hit

Komödie, 2000, 8:00 Min
Regie: Andreas Samland
"Der neue Hit" erzählt von einem Vertreter, der eine neue Spielzeugpuppe an einen Spielzeugkonzern verkaufen soll - bei der Präsentation geht jedoch alles schief.

Red Gourmet Pellzik

Red Gourmet Pellzik
Red Gourmet Pellzik

Komödie, D, 2001, 10:00 Min
Regie: Andreas Samland
Der Kurzspielfilm "Red Gourmet Pellzik" schildert die Vorbereitungen von Ina und Eddie auf ihr erstes Rendezvous: Ina macht sich hübsch, Eddie will einen Kuchen backen. Doch plötzlich hat Eddie 1000 Schmeißfliegen in seiner Wohnung. Jetzt muss er sich was einfallen lassen... und zwar schnell!

Tag 26

Tag 26
Tag 26

Science Fiction, D, 2002, 18:00 Min
Regie: Andreas Samland
Der preisgekrönte Film "Tag 26" schlägt hingegen ernstere Töne an. Nach einer Katastrophe sind zwei Überlebende in ABC-Schutzanzügen auf der Suche nach weiteren Überlebenden, als ihnen auf einer verlassenen Landstraße das Benzin ausgeht.

Der Blindgänger

Der Blindgänger
Der Blindgänger

Komödie, 2004, 30 Min
Regie: Andreas Samland
Von einer Berliner Kleingartenkolonie erzählt der Film "Der Blindgänger". Diese soll einer neuen Stadtautobahn weichen. Doch das Abrisskommando macht auf dem Grundstück des Kolonie-Vorsitzenden Kupke eine furchtbare Entdeckung. Jetzt sagt Kupke wo`s langgeht!

The Date

The Date
The Date

Spielfilm, 2006, 15:00 Min
Regie: Andreas Samland
Produktion: Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin dffb, Soulcage-department
Als junger Mann hatte der Deutsche Michael eine Affäre mit einer Amerikanerin in New York. Damals haben sich die beiden geschworen, sich in 20 Jahren im Central Park wiederzutreffen. Jetzt kehrt Michael nach New York zurück und wartet an der verabredeten Stelle.
Detaillierte Beschreibung

Samlands Erstlingswerk „Der neue Hit“ aus dem Jahr 2000 erzählt von einem Vertreter, der eine neu entwickelte Spielzeugpuppe an einen Spielzeugkonzern verkaufen soll. „Ich bin der Hit“, quäkt die Puppe wenn man sie: „Linker Arm, rechter Arm, Kopf. Versuchen Sie es!“, nur richtig händelt. Aber die Präsentation verläuft vollkommen anders als es alle Beteiligten erwartet haben. Und zur größten Verwirrung tragen am Ende alle ein Hitler-Bärtchen.
Der in schwarz-weiß gedrehten Groteske verpassten Samland und Penzel den entsprechenden Look: Die krassen Kontraste in staubigem Licht die an Vorkriegsfilme erinnern, das cleane Ambiente der Location, dazu höchst abenteuerliche Requisiten wie eine wild blubbernde Espressomaschine oder das bieder-gestriegelte Outfit der Schauspieler. Die so inhaltlich, schauspielerisch, bis hin zur Gestaltung, gänzlich überzogene Geschichte, funktioniert aber vor allem durch die konsequente Einhaltung eines sehr schrägen, englisch anmutenden Humors.

„Red Gourmet Pellzik“ lautet der fragwürdige Titel des 2001 erschienenen zweiten Kurzspielfilms von Andreas Samland. In diesem Film probierte der junge Filmemacher seinen Humor nun in Farbe aus. „Red Gourmet Pellzig“ wirkt regelrecht knallig in seinen leuchtenden Orangetönen und damit schon wieder deutlich vorbei an den Sehgewohnheiten eines Durchschnittspublikums. Seinen Titel erhielt der Film durch eine Dosenmahlzeit, die der Hauptdarsteller Eddie für sein erstes Date mit seiner Freundin Ina, auserwählt hat. „Ich bin gespannt wie du wohnst“, säuselt Ina ins Telefon. Vom Erwartungsdruck gestresst öffnet Eddie die Dose. Heraus kommt ein kaum enden wollender Schwarm von dicken, brummenden Schmeißliegen, welche Eddies Wohnung in einen ekligen Horrorladen verwandeln. Aber Eddie lässt sich nicht unterkriegen. Seine Phantasie, die Fliegen zu bezwingen, kennt keine Grenzen. Doch wird er es schaffen bis Ina eintrifft?

„Red Gourmet Pellzik“ ist eine Familienproduktion sagt Andreas Samland. Bei Eddie dem Hauptdarsteller handelt es sich um seinen älteren Bruder, den Soundtrack schrieb sein jüngerer Bruder. Der Film, eine Seminararbeit, eigentlich nur als Fingerübung gedacht, uferte sichtlich aus. Mit 2000 Euro Produktionskosten, einem Drehbuch, das in ein paar Tagen geschrieben sein musste, sowie der nötigen Computeranimation für die Fliegeninvasion, erzielten die Macher ein erstaunliches Resultat: Einen comicartig gedrehten, quietschbunten Streifen, der mit schrulligen Figuren in einer rasanten Geschichte überzeugt, sowie mit einem ungehemmten Schwall verrückter Ideen.

Seinen Blick fürs Skurrile behält Andreas Samland auch bei seinem dritten Film „Tag 26“ aus dem Jahr 2002, obwohl er hier thematisch deutlich ernstere Töne anschlägt. Nach einer Katastrophe sind zwei Menschen in ABC-Schutzanzügen auf der Suche nach weiteren Überlebenden. Wie zwei Außerirdische steigen sie aus ihrem PKW, vor dessen Heckfenster ein alter Teddy nach draußen schaut. Die regelmäßigen Geräusche ihres Atems wirken unheimlich, ihre Anzüge in der Idylle der ländlichen Umgebung makaber. Das Benzin ist ihnen ausgegangen. In der Ferne entdecken sie ein Haus. Die ehemaligen Bewohner, ein Ehepaar, finden sie tot im Ehebett liegend, in den Händen ihr Hochzeitsfoto. Gruseliger wird es, wenn der eine das Foto in sein Tagebuch klebt. Tag 26 schreibt er darüber, auf den vorherigen Seiten kleben die Fotos anderer Toter. Als sich einer von ihnen durch ein Missgeschick einen Riss in seinen Anzug reißt scheint auch dessen Ende nahe...

Ein Film ohne Dialoge und mit Gesichtern hinter ABC-Masken versteckt – da hatte die Studienleitung der Filmhochschule so ihre Bedenken. Doch Andreas Samland setzte sein Experiment durch und schließlich stellte es sich am Ende als besonders erfolgreich heraus. „Tag 26“ erhielt auf mehreren Festivals Preise. Dabei beeindruckt besonders die beklemmende Atmosphäre des Films, die Samland durch die Gegensätzlichkeit von Landschaftsidylle und den in ihren Schutzanzügen bedrohlich anmutenden Protagonisten erreicht. Diese Spannung wird durch einen bemerkenswerten Soundtrack unterstützt.

In seinem 2004 entstandenen Film „Der Blindgänger“ sieht man deutlich Samlands Versuch, seinen Sinn für Komik mit den tragischen Aspekten des Lebens zu verbinden. Die sympathische Tragikkomödie um den Gartenkolonie-Vorsitzenden Kupke, der sich gegen den Abriss seiner Kleingartenkolonie mit allen Mitteln wehrt und sich am Ende als Held erweist, bleibt zwar erzählerisch manchmal unentschieden, dafür aber nicht weniger komisch und lebendig. Mit einem riesigen Aufgebot an Darstellern und dem Sinn dafür, möglichst gegensätzliche Menschen, Dinge und Situationen zusammen zu bringen, sorgt „Der Blindgänger“ für immer neue Überraschungen, die der Komödie hilfreich sind, ihren tragischen Momenten aber nicht die notwendige Tiefe geben.

Das bislang letzte Werk von Andreas Samland schlägt inhaltlich wie gestalterisch ganz andere Töne an. In „The Date“ (2005) kommt ein Deutscher nach 20 Jahren in den New Yorker Central Park zurück. Hier hat er sich damals mit einer Amerikanerin verabredet, in die er als junger Mann verliebt war. An der neuen Bildsprache sowie an der Hinwendung zu einem ernsteren Thema, erkennt man bei „The Date“ Samlands Entschluss, etwas ganz Neues auszuprobieren. Weg vom Aktionismus, mit dem Mut zur Stille, verweilt die Kamera lange auf den Orten und Personen der Handlung. Allein dramaturgisch, erscheint die Handlung zu vorhersehbar und, zusammen mit den großen Bildern, etwas zu dick aufgetragen. So bleibt „The Date“ mit seiner schön gedachten romantischen Idee am Ende etwas oberflächlich und weitaus konventioneller als die vorherigen Filme.

Nach dem in Bremen gezeigten Spektrum der Arbeiten von Andreas Samland, dürfen wir gespannt sein, was da noch kommen mag. Denn eins ist klar. In diesem Filmemacherkopf steckt noch viel Potential. Was Komisches soll es wieder werden, sagt Samland, wobei niemand befürchten müsse, dass die Komik aus den Schubladen üblicher deutscher Komödien gezogen wird. Seine bisherigen Arbeiten beweisen, dass er seinen eigenen Humor hat. Und der ist seine Spezialität! Zusammen mit einer offensichtlichen Freude am Experimentieren und einer überzeugenden technischen Professionalität, verspricht das noch viele Überraschungen.

Eine Filmkritik von Martina Burandt

Die Veranstaltung ist eine Kooperation des Filmbüros Bremen und der Schauburg innerhalb der Reihe „Heimspiel“.

28.4.2006, 10 Uhr

Künstlergespräch

Am Freitag Morgen nach dem Heimspiel lädt das Filmbüro alle Interessierten herzlich zu einem Frühstück mit dem Filmemacher Andreas Samland ein.

Fotos:

01.
01.
02.
02.
03.
03.
04.
04.
05.
05.
06.
06.
07.
07.
08.
08.
09.
09.
10.
10.
11.
11.
12.
12.

Fotografin, Katherine Martin
Mail: katherine.(Email-Adresse)

Bearbeiten

Ihre Suchanfrage wird an duckduckgo.com weitergeleitet