Herbst 2023

23. Bremer Dokumentarfilm Förderpreis die Preisträger:innen

Im November 2023 wurde dieser bundesweit einzigartige Förderpreis vergeben. Prämiert wurden drei Dokumentarfilm-IDEEN, die nun mit dem jeweiligen Preisgeld weiterentwickelt werden können.

Insgesamt waren 72 Projektskizzen eingereicht worden. Ein deutliches Signal, dass Förderinstrumente, die sich direkt an die Kreativen wenden und einladende Einreichbedingungen haben auf große Resonanz treffen.

Die Anträge zum Bremer DOK Preis werden der Jury anonymisiert vorgelegt, was sowohl von Seiten der Antragsstellenden, als auch von der Jury sehr positiv bewertet wird. Statistisch gesehen bewirkt dies vor allem, dass die Diversität der Einreichenden erhöht wurde. Die Frauenquote war beim DOK Preis schon immer hoch und lag jetzt bei 58%. Projekte von Personen mit aus dem Antrag ersichtlichen Migrationshintergrund bildeten 22%. Und 47% der Bewerbungen kamen aus der Film-“Provinz“ außerhalb der erklärten Filmstädte, davon die Hälfte aus Bremen.

Unter den Einreichenden sind Nachwuchs, Quereinstieg und renommierte Dokumentarfilmer:innen zu finden, die Anträge reichen von ersten Ideenskizzen bis hin zu letzten dramaturgischen Arbeiten und Materialsicherung. Eine schwierige Aufgabe für die Jury, da eine direkte Vergleichbarkeit selten gegeben ist. Aus diesem Grund setzt das Filmbüro Bremen seit 1991 auf unabhängige und jährlich wechselnde Fachjurys, die aus dem realen Leben des Dokumentarfilmes kommen und daher auch die Unwägbarkeiten der Recherchephase kennen.

Die Jury des Bremer Dokumentarfilm Förderpreises 2023 bildeten

Irit Neidhardt, Filmverleiherin und Kuratorin, Berlin
Patrick Peljhan, Künstler und Filmemacher, Bremen
Christiane Schmidt, Kamerafrau und Filmemacherin, Preisträgerin des 22. DOK Preises mit „Białowieža“, Berlin

Die Jury war erfreut über die künstlerische Qualität und Diversität der eingereichten Projektideen. Dadurch war die Auswahl jedoch ein sehr schmerzlicher Prozess, bei dem nach zwei Tagen Jurysitzung viele favorisierte Projekt nicht gefördert werden konnten.

Die drei gleichberechtigten Preise und damit das Preisgeld des Bremer Senators für Kultur wurden an folgende Projekte vergeben:

STAMMGAST von Hoang Quynh Nguyen und Benjamin Hujawa, Rostock

STAMMGAST Regisseurin Hoang Quynh Nguyen, Kameramann Yannick Hasse, Regisseur Benjamin Hujawa, Tonmeister Sören Schwichtenberg und Protagonisten @Benjamin Hujawa
STAMMGAST Regisseurin Hoang Quynh Nguyen, Kameramann Yannick Hasse, Regisseur Benjamin Hujawa, Tonmeister Sören Schwichtenberg und Protagonisten @Benjamin Hujawa

STAMMGAST erzählt die Geschichten einer jungen Generation von Viet-Deutschen. Anders als ihre Eltern sind sie in Deutschland geboren und aufgewachsen. Sie wollen sich eine eigene Identität aufbauen, aber ihr Leben ist auch mit der Geschichte ihrer Eltern, der Geschichte der Gast- und Vertragsarbeiter in der DDR und rassistischen Pogromen verbunden. Anhand von konkreten Familiengeschichten wird gezeigt, wie der Drang nach Emanzipation und gleichzeitiger Aufarbeitung einen Raum zur Verständigung bietet und ein wichtiger Bestandteil der gesamtdeutschen Geschichte ist.

Jurybegründung: Stammgast zeichnet intergenerationelle Portraits viet-deutscher Familien, die bleiben. Das Rostocker Regie-Duo eröffnet einen feinsinnigen und vielschichtigen Blick auf viet-deutsche Geschichte. Das Projekt nimmt uns mit in einen schmerzvollen und befreienden Aufbruch.

Hoang Quynh Nguyen wurde 1997 in Hanoi (Vietnam) geboren und wuchs in Rostock (Deutschland) auf, wo sie ihre erste Berührungspunkte mit dem Filmemachen hatte. 2017 zog sie nach Berlin, um Kommunikationsdesign zu studieren, gründete das dänische Filmfestival „48h of Hygge" mit und arbeitete als freie Filmemacherin und Fotografin bis sie schließlich 2023 ihre eigene Produktionsfirma „DEADSAID FILMS" mitgründete. Im Herbst 2023 hat sie ihr Filmregie-Studium an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF begonnen.

Benjamin Hujawa wurde 1990 in einem kleinen Dorf in Mecklenburg- Vorpommern geboren, lebte in Berlin und seit 2015 in Rostock. Neben seinem Studium der Medienwissenschaften entstanden zahlreiche Kurzfilme, die auf nationalen und internationalen Festivals liefen, darunter auch dem Filmfest Bremen. Als Teil der Filmszene in Mecklenburg-Vorpommern engagiert er sich für Nachwuchsförderungen vor Ort.

KIENGIR - My Sumerian Ancestors von Murad Atshan, Karlsruhe

Kiengir My Sumerian Ancestors 2
Kiengir My Sumerian Ancestors 2

Kiengir: Eine Reise in die unbekannten Tiefen des südlichen Irak zwischen dem Tigris und dem Euphrat, ins Herz von Mesopotamien. Der Filmemacher spürt und erforscht die Geschichten seiner Vorfahren, die ihm seine Großmutter erzählt hat und die durch Krieg und seine Flucht nach Europa unvollständig geblieben sind. In den angestammten Dorf seiner Großeltern, in der Gegend der antiken Stadt Lagasch, werden einzigartige Relikte entdeckt. Der Film thematisiert auch die Bedrohung des Landes durch den Klimawandel und die Bemühungen der verbliebenen Familien im Dorf, die Geschichte und den Geist des Ortes zu bewahren.

Jurybegründung: Mesopotamien, eine der ersten Gegenden, in denen Menschen seßhaft geworden sind. Der Film nimmt uns mit in den heute dünnbesiedelten Südirak. Der Regisseur dokumentiert kollektive und persönliche Erinnerungen der Heimat seiner Familie an einem Ort, der durch Kriege und Klimawandel vielleicht bald unbewohnbar sein wird.

Murad Atshan, geboren im Irak, studierte Psychologie an der Universität Bagdad, College of Arts. Seit 2006 lebt er in Deutschland und arbeitet als freiberuflicher Filmemacher und Medienpädagoge. Unter seiner Leitung entstanden zahlreiche film- und medienpädagogische Projekte. Aktuell leitet er Filmakan, einen Bildungs- und Begegnungsort für junge Filmschaffende und Filminteressierte. Durch diese Initiative fördert er die Filmkultur und die Medienkompetenz junger Menschen.

SUPERCARGO von Alexander Bartsch, Leipzig / Bremen

Adam van Breen, Elegante Gesellschaft auf dem Eis, um 1611, Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen
Adam van Breen, Elegante Gesellschaft auf dem Eis, um 1611, Kunsthalle Bremen – Der Kunstverein in Bremen

Supercargo (AT) ist ein dokumentarischer Essayfilm auf 16mm mit Tonspur, der den Zusammenhang von Klima, Kunst und Kolonialismus untersucht. Der Hintergrund der Betrachtung ist die Geschichte der Stadt Bremen als wichtigem Akteur im Überseehandel seit dem 16. Jahrhundert. Ausgehend von niederländischen Winterbildern aus der Sammlung der Bremer Kunsthalle erkundet der Film die sichtbaren und verdeckten Zeugnisse der Bremer kolonialen Verwicklung - Monumente und Statuen im öffentlichen Raum, die Hafenarchitekturen von Vegesack und Bremerhaven, sowie das Bremer Übersee-Museum.

Jurybegründung: Mit kritischem Blick und konzeptioneller Klarheit untersucht Supercargo Aspekte der Kolonialgeschichte am Beispiel Bremens. Dabei deckt er die Verwebung von Klima, Kunst und Kolonialismus auf. Das Projekt stiftet zu eigener Recherche an.

Alexander Bartsch, geboren in Hildesheim, studierte Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte in Bonn, gefolgt vom Studium der Medienkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, Klasse Expanded Cinema. Arbeitet als Autor und Regisseur von Dokumentarfilmen fürs öffentlich-rechtliche Fernsehen sowie an künstlerischen Essayfilm-Formaten.

Und weiter?

Die drei geförderten Projekte gehen jetzt in ihre jeweils nächste Recherchephase. Mit deren Ergebnissen wird es dann darum gehen, eine Finanzierung der Produktion zu sichern. Hier sind dann die großen Filmförderungen und die Fernsehsender gefragt. Wir freuen uns darauf, die Projekte dabei zu begleiten.
In den 32 Jahren des Bremer Dokumentarfilm Förderpreises wurden 61 Projekte gefördert und 32 Filme fertiggestellt, das ist eine hervorragende Quote.
Diese Filme bringen wichtige Themen in die Gesellschaft ein und ihre Erfolge reichen bis zu einem Goldenen Löwen beim Filmfest Venedig.

Spenden willkommen

Die Grundausstattung des Bremer Dokumentarfilm Förderpreises wird finanziert vom Bremer Senator für Kultur. Zusätzliche Preisgelder werden über Spenden generiert, die zum Teil auch zweckgebunden zu bestimmten Themen wie z.B. Inklusion, Klima, Völkerverständigung beim Filmbüro eingehen.
Das Filmbüro informiert Sie gerne.

23. Bremer Dokumentarfilm Förderpreis Ausschreibung 2023

Das Filmbüro Bremen unterstützt mit seinem Förderpreis seit 1991 die Lust am dokumentarischen Filmschaffen und ermöglicht mindestens zwei Projekten eine intensive Entwicklung. Gesucht werden unerwartete Themen, sowie interessante Herangehensweisen. Einreichung bis 30. September 2023.

DOk 2020 kreis klein
DOk 2020 kreis klein

Am Anfang steht die Idee – dann folgt ein oft steiniger Weg bis zur Umsetzung: ausführliche Recherchen, dramaturgische Aufbereitung und die Entwicklung eines filmischen Konzeptes sind mit viel Arbeit, Zeit und Kosten verbunden.

Der Bremer Dokumentarfilm Förderpreis ist ein Recherche-Preis. Prämiert wird die Idee für einen Dokumentarfilm, die mit Hilfe des Preisgeldes recherchiert und zur Produktionsreife gebracht wird. Antragsberechtigt sind AutorInnen und FilmemacherInnen aus dem gesamten Bundesgebiet.
Der Dokumentarfilm Förderpreis wird zweckgebunden für die Entwicklung des eingereichten Projektes vergeben, die Auszahlung erfolgt in drei Raten. Als Ergebnis sollen ein ausgearbeitetes Treatment und ein Trailer entstehen.

Die Antragstellung erfolg anonymisiert.

Eine unabhängige, jährlich wechselnde Fachjury entscheidet frei und ohne inhaltliche Vorgaben. Die Zusammensetzung der Jury wird nach der Sitzung bekannt gegeben. Sie vergibt zwei bis drei Preise in Höhe von insgesamt 10.000 €, bereitgestellt vom Bremer Senator für Kultur und aus Spendengeldern. Ein Preis ist einem Projekt mit Bremenbezug vorbehalten.
Der Dokumentarfilm Förderpreis wird zweckgebunden für die Entwicklung des eingereichten Projektes vergeben, die Auszahlung erfolgt in drei Raten. Als Ergebnis sollen ein ausgearbeitetes Treatment und ein Trailer entstehen.

Info Veranstaltung

Do 14.09.2023 ab 17h im City46

Dokumentarfilm Schaffen – Branchentreffen um 17 Uhr

Im Rahmen der LETsDOK Aktionswoche ludt das Filmbüro Bremen zu einem "Fokus.Dokumentarfilm" ins City46: wir stellen die aktuelle - anonymisierte - Ausschreibung des Bremer Dokumentarfilm Förderpreises vor, es gibt Berichte aus laufenden Projekten und ein Get-Together.

Ein Antrag umfasst zwei getrennte pdf-Dokumente:

Ein Antrag umfasst zwei getrennte pdf-Dokumente:

  1. Einreichformular. Dieses Dokument ist nur für interne Zwecke und wird nicht an die Jury weiter gereicht.
    Sollte bereits Recherchematerial für das beantragte Projekt vorhanden sein, kann im Formular ein Link zu max.10 Minuten Video/Audioprobe angegeben werden.
  2. Anonymisierte Projektskizze für die Jury (gesamt < 15.000 Zeichen) bestehend aus: Synopsis und Projektbeschreibung, Persönliches Statement / directors note, geplante Arbeitsschritte und Zeitplan, grobe Kalkulation für die Recherchephase (siehe hierzu unsere Honorarempfehlungen ).

-> FAQ zum Bremer DOK Preis
Wir empfehlen eine Antragsberatung im Filmbüro!

Eine unabhängige Fachjury entscheidet frei und ohne inhaltliche Vorgaben und vergibt zwei bis drei Preise in Höhe von insgesamt rund 10.000 €. Ein Preis ist einem Projekt mit Bremenbezug vorbehalten.

Der Bremer Dokumentarfilm Förderpreis wird ermöglicht durch Projektmittel des Senators für Kultur und durch Spendengelder.

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